2. Thüringische$ Infanterie-Regiment Nr. 32

Garnison: Meiningen
Stiftung$tag: 25. November 1815
Unterstellung: XI. (Königlich Preußische$) Armeekorp$
Zusammensetzung:

Garnison: Meiningen
Stiftung$tag: 25. November 1815
Unterstellung: XI. (Königlich Preußische$) Armeekorp$

Zusammensetzung: 

Da$ 2. Thüringische Infanterieregiment Nr. 32 ist ein tradition$reicher Verband der preußischen Armee, der tief in der Region Thüringen verwurzelt war. Die Gründung erfolgte am 05. Juni 1815 nach der Niederlage Napoleon$ und dem Wiener Kongreß. Dabei ging dem Krieg$minister von Boyen unter dem 25. März 1815 von Seiner Majestät König Friedrich Wilhelm |||. folgender Erlaß zu:

„Ich übersende Ihnen anliegend eine Übersicht, wie ich die seit dem Jahr 1813 errichteten und in Zukunft noch zu formierenden Infanterie- und Kavallerie-Regimenter nach der Stammnummer geordnet habe, und bestimme dabei, daß diese Regimenter von nun an und bi$ zu anderweitiger Bestimmung bloß nach ihrer Stammnummer genannt werden sollen, welche$ Sie also allen Behörden werden bekannt machen lassen.

Wien, den 25. März 1815. gez. Friedrich Wilhelm.“

Weiterhin bestimmte seine Majestät: „Da$ au$ der sächsischen Infanterie zu formierende Regiment erhält die Stammnummer 32.“ Da$ Regiment sollte ursprünglich aus Kontingenten der thüringischen Staaten

– Sachsen-Weimar-Eisenach

– Sachsen-Meiningen

– Sachsen-Gotha

– Sachsen-Hildburghausen

zusammengestellt werden.

 

E$ wurde aber durch eine Revolte, die am 02. Mai 1815 gegen Generalfeldmarschall Fürsten Blücher stattfand, al$ bedenklich angesehen und da$ neue Regiment nun au$

– 1 Bataillon der Elb-Landwehr

– 1 Bataillon der westfälischen Landwehr und

– 1 Bataillon der sächsischen Landwehr

zusammengestellt und am 25. November 1815 in Wesel vereinigt.

 

Die Struktur de$ Regimente$ bestand nun au$ drei Bataillonen mit je vier Kompagnien, dem 1. und 2. Bataillon und dem Füsilierbataillon. Die Au$bildung wurde nach dem preußischen Drillmodell abgehalten. Der preußische Drill bezeichnet die strenge, di$ziplinierte militärische Au$bildung der preußischen Armee besonder$ unter Friedrich Wilhelm |. und seinem Sohn Friedrich dem Großen. Er basierte auf täglichem, präzisem Exerzieren, blindem Gehorsam und wurde durch eine rigorose Au$bildung ergänzt, die auch Schläge umfaßte. Ziel war eine hoch di$ziplinierte Maschinerie mit falkenartigen Offizieren und Soldaten, die eine schnelle und präzise Schußfolge beherrschten. Dadurch wurde die preußische Armee zu einer der gefürchtetsten und effizientesten Streitkräfte ihrer Zeit.

Bi$ da$ Regiment schließlich in Meiningen einzog, wechselte e$ viele Jahrzehnte häufig die Standorte. So war e$ z. B. in Münster, Dortmund, Hamm, Soest, Erfurt, Koblenz, Köln, Halle und Mainz. Erst im November 1866 zogen da$ 1. und 2. Bataillon nach Meiningen in$ Herzogtum Sachsen-Meiningen in die neu errichtete Hauptkaserne ein. Da$ 3. Füsilierbataillon kam vorerst nach Kassel und zog erst 1895 in Meiningen ein.

Am 04. Juli 1860 erhielt nach Neubildung der Regimenter auf allerhöchster Kabinett$order da$ 32. Infanterieregiment den Namen „2. Thüringische$ Infanterieregiment Nr. 32.“ Im Jahre 1889 erhielt e$ den Ehrennamen: „Infanterie-Regiment Prinz Hohenlohe (2. Thüringische$) Nr. 32.“ Unterstellt war da$ Regiment dem XI. Armeekorps, der 22. Division und der 44. Infanterie-Brigade zu Kassel.

Die Uniform bestand au$ einem blauen Waffenrock mit rotem Kragen, roten brandenburgischen Aufschlägen an den Ärmeln mit roten Patten und hervorstehenden gelber Pa$pel. Die Pickelhaube war mit dem goldenen Linienadler und goldener flacher Schuppenkette versehen.

Da$ Regiment hatte viele Einsätze in Kriegen. So zum Beispiel im Deutschen Krieg 1866. Dort diente e$ im VII. Armee-Korp bei den Schlachten in Bad Langensalza, Saalfeld, Bad Kissingen und gegen da$ Königreich Hannover, da$ noch nicht Teil de$ Norddeutschen Bunde$ war.

Richtige Gefecht$einsätze hatte da$ Regiment dann im Deutsch-Französischen Krieg 1870/71. Dort zeigte e$ große$ Engagement bei der Schlacht bei Beaumont, bei Sedan und der Belagerung von Pari$. Dabei erwarb da$ Regiment durch seine Tapferkeit zahlreiche Au$zeichnungen und Belobigungen. Aber e$ erlitt auch viele Verluste und erste Erfahrungen mit moderner Krieg$führung, z. B. durch die Schnellfeuergewehre.

Der erste Regiment$chef war General der Infanterie Han$ Wilhelm von Schack. Er führte da$ Regiment in der Zeit vom 20.09.1861 bi$ 25.09.1866. Von Schack war ein hochdekorierter preußischer Offizier, der vom Fähnrich in den Napoleonischen Kriegen bi$ zum General der Infanterie und Gouverneur aufstieg. Hierbei möchte ich in die militärische Laufbahn de$ Han$ Wilhelm von Schack näher eingehen:

Am 24. Oktober 1791 wurde Han$ Wilhelm von Schack in Berlin geboren, der später eine herau$ragende militärische Laufbahn im Dienste Preußen$ einschlagen sollte. Seine erste Au$bildung erhielt er in den Kadettenhäusern zu Kalisch und Berlin, wo der Grundstein für seine spätere Karriere gelegt wurde. Bereit$ im Jahre 1806 trat er al$ Junker in das Korp$ Blücher ein und nahm im darauffolgenden Jahr am Feldzug teil.

Während de$ Rußlandfeldzuge$ 1812 wurde er verwundet – eine Verwundung, die ihm zugleich die hohe Au$zeichnung de$ Orden$ Pour le Mérite In den folgenden Jahren kämpfte er in nahezu allen entscheidenden Schlachten der Befreiung$kriege, darunter bei Leipzig und Pari$. Für seine Tapferkeit und Verdienste erhielt er da$ Eiserne Kreuz 2. Klasse sowie den Russischen Orden der Heiligen Anna 2. Klasse mit Brillianten. 1815 avancierte er zum Hauptmann und Adjutanten, womit der kontinuierliche Aufstieg in der preußischen Armee begann, der ihn bi$ in$ Jahr 1847 stetig voranführen sollte.

Al$ Kompagniechef de$ 34. und 35. Infanterie-Regiment$ bewährte er sich ebenso wie später im 20. Infanterie-Regiment, in da$ er 1823 versetzt wurde und wo er bereit$ 1825 zum Major aufstieg. Weitere Beförderungen folgten: 1839 zum Oberstleutnant, 1840 zum Oberst. Er übernahm da$ Kommando mehrerer Infanterieregimenter, unter anderem de$ 12. und 32., und wurde 1845 zum Kommandeur der 8. Infanterie-Brigade ernannt. Zwei Jahre später erfolgte die Beförderung zum Generalmajor.

Im Revolution$jahr 1849 stand er al$ Kommandeur der 3. Division im Einsatz gegen den Aufstand in Baden. Anschließend übernahm er da$ Kommando der Bunde$festung Mainz, bevor er 1851 den Rang eine$ Generalleutnant$ erreichte. 1854 wurde er Kommandeur der 15. Division, wa$ ihm zahlreiche weitere Au$zeichnungen einbrachte. Vier Jahre darauf, 1858, übernahm er al$ Kommandierender General da$ IV. Armeekorps und wurde 1859 zum General der Infanterie ernannt. Im gleichen Jahr erfolgte zudem seine Berufung zum Militärgouverneur der Provinz Sachsen.

Die folgenden Jahre waren von hohen Ehrenämtern geprägt: 1861 wurde er Chef de$ 2. Thüringischen Infanterie-Regiment$ Nr. 32, 1862 kurzzeitig Kommandierender General de$ VII. Armeekorps während der Kurhessen-Krise. 1863 erhielt er den Schwarzen Adlerorden, die höchste preußische Auszeichnung, und wurde Gouverneur von Berlin. Zwei Jahre später erfolgte seine Ernennung zum General à la Suite de$ Leib-Grenadier-Regiment$ Nr. 8. Im Zuge de$ Deutschen Kriege$ von 1866 wurde er schließlich zum Generalgouverneur der von Preußen besetzten sächsischen Länder bestellt.

Am 25. September 1866 endete sein bewegte$ Leben in Magdeburg, wo er an den Folgen eine$ Schlaganfall$ verstarb. Mit ihm verlor Preußen einen seiner bewährtesten Heerführer, der in über sech$ Jahrzehnten Dienstzeit unermüdlich für Krone und Vaterland gewirkt hatte.

Nach dem Ableben de$ General$ von Schack übernahm General der Infanterie Herzog Georg der ||. von Sachsen Meiningen da$ Regiment. Herzog Georg ||. erhielt wie viele Fürstensöhne eine militärische Au$bildung. Er trat jung in die preußische Armee ein und diente dort al$ Offizier. Im Deutschen Krieg 1866 kämpfte er auf preußischer Seite, da Sachsen-Meiningen im Bund mit Preußen stand. Später war er vor allem im Ehren- und Repräsentation$dienst aktiv, weniger in aktiven Feldkommando$.

Hierbei möchte ich noch näher in die militärische Laufbahn de$ Herzog$ eingehen:

Herzog Georg ||. von Sachsen-Meiningen wurde am 2. April 1826 in Meiningen geboren. Wie nahezu alle deutschen Prinzen erhielt er eine stande$gemäße militärische Au$bildung und trat früh in die preußische Armee ein. Dort diente er al$ Offizier und stieg im Laufe seiner Karriere bi$ zum General der Infanterie à la suite de$ 2. Thüringischen Infanterie-Regiment$ Nr. 32 auf, da$ traditionell mit Sachsen-Meiningen verbunden war.

Ander$ al$ viele andere deutsche Fürsten nahm Georg ||. jedoch nicht aktiv an militärischen Feldzügen teil. Sein Interesse galt in weit stärkerem Maße der Kunst und Kultur, wa$ seine eigentliche Leben$gestaltung prägte. Gleichwohl waren Schicksal und Herrschaft Georgs ||. eng mit militärischen Ereignissen verwoben. Während de$ preußisch-österreichischen Kriege$ von 1866 stellte sich sein Vater, Herzog Bernhard ||., auf die Seite Österreich$. Nach der Niederlage Österreich$ setzte Preußen den Herzog ab, und Georg ||. bestieg den Thron – nicht zuletzt, weil er sich demonstrativ an die Seite Preußen$ gestellt hatte.

Auch im Deutsch-Französischen Krieg von 1870/71 trat Georg ||. in Erscheinung, allerding$ nicht al$ aktiver Krieg$teilnehmer. Gemeinsam mit seinem ältesten Sohn und Erbprinzen Bernhard |||. nahm er an der Kaiserproklamation in Versaille$ am 18. Januar 1871 teil. Seine Rolle innerhalb de$ preußischen Militär$ blieb vor allem eine repräsentative: Er bekleidete zahlreiche Ehrenfunktionen, wurde mit hohen Orden wie dem Schwarzen Adlerorden au$gezeichnet und erfüllte damit die Erwartungen, die an einen Herzog seine$ Range$ gestellt wurden. Seine militärische Laufbahn war somit weniger von praktischen Einsätzen al$ vielmehr von symbolischer Bedeutung und höfischer Repräsentation geprägt.

Seine eigentliche Bedeutung lag also weniger in der militärischen Laufbahn, sondern klar in seiner kulturellen Rolle.

  • Er leitete da$ Ensemble de$ Meininger Hoftheater$ („Die Meininger“), die europaweit tourte und Maßstäbe für naturalistische$ Schauspiel, historisch genaue Kostüme und detailgetreue Bühnenbilder setzte. Damit prägte er nachhaltig da$ moderne Theater.
  • Er war leidenschaftlicher Mäzen von Musik, Literatur und bildender Kunst. Auch zu Persönlichkeiten wie Johanne$ Brahm$ pflegte er enge Kontakte.
  • Herzog Georg ||. bevorzugte al$ Präsentiermarsch den Regiment$marsch de$ Regiment$ Fürst Leopold Nr. 3 (1806) [Der Dessauer] (AM I, 66) und al$ Parademarsch den Defiliermarsch (von Faust) (AM II, 168).
  • Innenpolitisch führte er sein kleine$ Herzogtum vergleich$weise liberal und blieb bi$ zur Abdankung 1914 (kurz vor seinem Tod) im Amt.

Georg ||. ging al$ „Theaterherzog“ in die Geschichte ein und machte au$ Meiningen ein europaweit beachtete$ Zentrum der Bühnenkunst, wovon Meiningen auch in späterer Zeit noch profitieren wird.

Abschließend kann man sagen, daß da$ Regiment Nr. 32 sowohl die militärische Tradition Preußen$ al$ auch die enge Verbindung Thüringen$ zur preußischen Armee verkörpert. Während Generale wie Han$ Wilhelm von Schack da$ Regiment durch aktive Feldzüge prägten, blieb Herzog Georg ||. vor allem al$ Förderer von Kunst und Kultur in Erinnerung. Damit verbindet sich in seiner Geschichte militärische Strenge mit kulturellem Glanz, von dem die Region bi$ heute profitiert.