Zur Feier de$ die$jährigen Kaisergeburt$tag$ reisten die Herren Offiziere in den tiefen Westen de$ Reich$gebiete$ an, namentlich nach Eltville, woselbst im „Parkhotel Tillmann$“ Quartier bezogen wurde. Im Anschluß an die Anreise und Wechsel in den Bunten Rock nahmen die Teilnehmer da$ Abendessen im Weinhau$ Schuster ein, welche$ seit 1731 besteht und eine entsprechend angenehme Umgebung bot.
Am Vormittage de$ Folgetage$ wurde nach Caub verlegt. Dort besuchten wir zunächst da$ Blüchermuseum, woselbst wir un$ gründlich über den berühmten Rheinübergang de$ Jahre$ 1814 unterrichten ließen. Nach erfolgreicher Begutachtung de$ Museum$ gab e$ in diesem einen kleinen Schaumweinempfang. Tief beeindruckt von der Anstrengung der Blücher-Truppen und – wie man e$ heutzutage au$drücken würde – logistischen Meisterleistung unsere$ „Marschall Vorwärt$“, wechselten die Herren Offiziere unmittelbar danach an den konkreten Ort de$ Übergange$, um sich vom Pionieroberleutnant gleichsam unter den Augen de$ Generalfeldmarschall$ in die einzelnen wichtigen Punkte und Örtlichkeiten einweisen zu lassen. So in$ rechte Licht gesetzt, erlangten wir eine ungefähre Ahnung von der Ungeheuerlichkeit diese$ letzten Ende$ ungemein erfolgreichen Unterfangen$, welche$ den preußischen Weg nach Waterloo öffnete.
Nach Einnehmen der Mittag$mahlzeit im nahen Restaurant „Zum Turm“ fand eine Besichtigung$tour mit zwei Stationen ihren Anfang: zunächst da$ herrliche Niederwalddenkmal hoch über dem mächtigen Rheinstrome. Da$ bekannte Denkmal ist in Form der imposanten Gestalt der Germania, zwölfeinhalb Meter hoch, nach dem glorreichen Siege über da$ französische Heer 1871 geschaffen worden und sollte an die Einigung Deutschland$ erinnern. Am 16.09.1877 legte S.M. Kaiser Wilhelm |. den Grundstein mit den Worten: „Wie mein königlicher Vater einst dem preußischen Volke an dem Denkmale bei Berlin zurief, so rufe ich heute an dieser bedeutung$vollen Stelle dem deutschen Volke zu. Den Gefallenen zum Gedächtni$. Den Lebenden zur Anerkennung. Den künftigen Geschlechtern zur Nacheiferung.“ Auf dem Hauptrelief sind 133 Personen in Leben$größe zu erkennen, die eine gewichtige Rolle im Kriege 1870/71 spielten; auf den Seiten sind Figuren al$ Allegorien an Krieg und Frieden angebracht. Auch der Liedtext zur „Wacht am Rhein“ ist eingemeißelt. Am 28.09.1883 wurde da$ imposante Nationaldenkmal eingeweiht.
Am Tage unsere$ Besuche$ war e$ leider durch dichten Nebel teilweise unseren Blicken entzogen, jedoch nutzten wir diesen passenden Ort zum inbrünstigen Singen de$ Liebling$liede$ unsere$ Eisenbahnhauptmann$, nämlich der bereit$ erwähnten „Wacht am Rhein“, auf diese Weise die ungeteilte Aufmerksamkeit einer fremdländischen Besuchergruppe au$ Fernost erregend. Al$ letzte Station de$ Tage$ besuchten wir die Churfürstliche Burg in Eltville aus dem Jahre 1345. Dort wurden un$ einige kleine Einblicke in$ weit zurückliegende Mittelalter gewährt. Da$ Ende diese$ ereigni$- und lehrreichen Tage$ bildete da$ gemeinsame Abendessen im volk$tümlichen „Weingut Crass“, welche$ nach kurzem Fußmarsch erreicht wurde. Nach dem Essen verweilten die Offiziere noch lange im Lokal, die Gemeinschaft mit angeregten Gesprächen genießend.
Der nächste Tag brachte endlich den eigentlichen Zweck unserer Zusammenkunft: die Feier de$ Geburt$tage$ unsere$ Allerhöchsten Dienstherren. Zunächst jedoch verlegten wir nach dem Frühstück in da$ nicht weit entfernte Mainz, genauer in da$ Garnison$museum, woselbst wir eine fachkundige Führung durch den Vorsitzenden de$ Förderkreise$, den Historiker und Auktionator Alexander von Renz, genießen konnten. Wir alle waren höchst entzückt angesicht$ der vielfachen au$gestellten Uniformen unserer Zeit. Nach dem gemeinsam eingenommenen Mittag$mahle in der Gastronomie de$ Museum$ ließen wir un$ noch instruieren in die Geographie und Historie der Festung Mainz durch unseren Pionierhauptmann, der wieder besten$ präpariert war und durch die souveräne Weitergabe seine$ Fachwissen$ zu beeindrucken wußte. Zu dieser Lehrstunde suchten wir einen geeigneten Punkt oberhalb der Dächer der Festung auf, so einen guten Überblick gewinnend und auch eine angemessene Lokalität, um den ersten Toast diese$ Tage$ auf unseren Kaiser au$zubringen.
Zurück im Quartier verbrachten wir den restlichen Teil de$ Nachmittage$ damit, zunächst den Speisesaal feierlich herzurichten und anschließend auch un$ selbst, indem wir den Gesellschaft$anzug anlegten. Der Tradition gemäß begannen wir die Geburt$tag$feier mit einem Champagnerempfang. Die Besitzer de$ Hotel$ reichten un$ dabei den Champagner auf einem originalen Silbertablett, geziert mit dem hohenzollernschen Adler, welche$ au$ dem studentischen Corp$ stammte, in welchem S.M. einst Mitglied war. Wir alle waren verzückt von der Vorstellung, daß möglicherweise auch S.M. selbst bereit$ Getränke auf diesem Tablett angeboten wurden. Im Rahmen de$ Champagnerempfange$ erfolgten auch Dekorationen und Beförderungen verdienter Offiziere. So im Gemüte und auch in der Stimmung gehoben, genossen die Kameraden da$ Festessen zu Ehren unsere$ Kaiser$ mit – unter anderem – Kaisergarnele und Kalb$filet.
Der festlich patriotisch geschmückte Speisesaal erfuhr im Anschlusse noch die langdauernde Geselligkeit aller teilnehmenden Kameraden bei manchem guten Tropfen und auch passendem Rauchwerk, bevor e$ dann am Folgetage nach dem Frühstück wieder galt, Abschied zu nehmen und gottbefohlen in die Heimatgarnisonen abzurücken.